Du willst dich nicht zwischen Alltag und Sport entscheiden müssen? Verständlich. Schließlich soll deine Smartwatch heute nicht nur dein Training aufzeichnen, sondern auch morgens beim Kaffee gut aussehen, auf der Arbeit nicht stören und beim Abendessen nicht wie ein Stück Technik am Arm kleben. Wir standen also genau vor dieser Frage: Was kann mehr – die sportliche Garmin Forerunner 165 oder die alltagstaugliche Garmin Vivoactive 5?
Auf dem Papier wirken die beiden Modelle fast gleichwertig: Beide tragen ein AMOLED-Display, beide gehören zur aktuellen Garmin-Generation, beide sprechen Fitness. Doch sobald man sie am Handgelenk hat, trennt sich die Spreu vom Weizen – und zwar schneller, als man „GPX-Datei“ sagen kann.
Die Forerunner 165 ist ganz klar für Sport gemacht, kompromisslos, direkt, effizient. Die Vivoactive 5 dagegen will dich nicht nur begleiten, sie will auch gefallen – optisch, haptisch, stilistisch. Aber was hilft dir Design, wenn du im Wald stehst und nicht weißt, wo’s langgeht? Genau deshalb schauen wir jetzt genau hin – und entscheiden, welche der beiden Garmin-Watches wirklich liefert.
Design: alltagstauglich oder sportlich-funktional?
Man sieht’s auf den ersten Blick – und spürt’s sofort am Arm. Die Vivoactive 5 fühlt sich an wie ein eleganter Allrounder. Schlankes Gehäuse, sanft verlaufende Lünette, Metallrahmen – fast wie Schmuck. Die AMOLED-Oberfläche geht nahtlos in das Gehäuse über, was nicht nur modern aussieht, sondern auch angenehm glatt wirkt.
Dagegen wirkt die Forerunner 165 fast schon pragmatisch: Kunststoffgehäuse, klare Kanten, hohe Funktionalität. Nichts, was beim Business-Lunch auffällt – aber eben auch nichts, das dich beim Sprinten stört.
Wer eine Uhr sucht, die man auch zum Sakko tragen kann, wird sich unweigerlich zur Vivoactive 5 hingezogen fühlen. Wer dagegen jeden Tag ins Training geht, wird mit dem funktionalen Look der Forerunner 165 sofort warm. Alles Geschmackssache, klar – aber zwei grundverschiedene Ansätze.
Amoled-display mit persönlichkeit?
Hier wird’s interessant. Beide Displays sind technisch stark: AMOLED, hell, scharf, farbintensiv. Doch während die Forerunner 165 auf Funktionalität setzt, will die Vivoactive 5 Emotionen wecken.
Live-Wallpapers, die sich beim Aktivieren bewegen, Ziffernblätter mit animierten Blumen oder Wasserwellen – das ist Spielerei, aber verdammt charmant. Die Forerunner hingegen bleibt sachlich. Klare Anzeigen, strukturierte Daten – aber null Spiel.
Wer visuelle Spielereien liebt und sein Display auch mal als Deko betrachtet, wird an der Vivoactive 5 mehr Freude haben. Sportler, denen es auf schnelle, gut lesbare Infos ankommt, werden mit der Forerunner-Variante definitiv besser bedient.
Bedienung: touchscreen oder knöpfe?
Hier treffen zwei Welten aufeinander. Die Vivoactive 5 setzt auf einen minimalistischen Ansatz: zwei Tasten, der Rest läuft über den Touchscreen. Das fühlt sich schick an – solange deine Finger trocken sind.
Doch wer schon mal mit verschwitzten Händen oder bei strömendem Regen durch Menüs wischen wollte, kennt das Problem: Touch reagiert träge oder gar nicht.
Und genau da spielt die Forerunner 165 ihre Stärken aus. Fünf Tasten, jede Funktion per Knopfdruck erreichbar, der Touchscreen optional. Kein Wischen, kein Zielen – einfach drücken und fertig.
Für Sportler, die im Training nicht auf Touch angewiesen sein wollen, bietet die Forerunner ein deutlich durchdachteres Steuerungskonzept. Die Vivoactive punktet dagegen im Alltag, wo schnelles Swipen oft komfortabler ist.
Navigation: kursgenau vs. kompassgefühl
Jetzt reden wir Klartext. Navigation ist der Moment, wo sich beide Geräte endgültig unterscheiden – und zwar drastisch.
Die Forerunner 165 kommt mit voller Streckennavigation: GPX-Routen, Abbiegehinweise, Höhenprofile, ETA-Berechnung – alles da. Du kannst dich durch Trails führen lassen, Intervallpunkte setzen, sogar den Zielpunkt wechseln.
Die Vivoactive 5 dagegen? Hat keine echte Navigation. Ja, du findest zum Startpunkt zurück. Und ja, gespeicherte Orte kannst du ansteuern. Aber richtige Routennavigation? Fehlanzeige.
Wer ernsthaft draußen trainiert, braucht diese Funktionen. Ohne sie bist du bei der Vivoactive 5 schnell orientierungslos – oder eben wieder aufs Smartphone angewiesen.
Alltagstauglichkeit: multitasking und swipe-zauber
So paradox es klingt: Die Uhr mit weniger Sportfeatures fühlt sich im Alltag oft cleverer an. Die Vivoactive 5 bietet ein durchdachtes Swipe-System – während der Aktivität einfach nach links wischen und andere Daten wie Puls, Kalorien oder Body Battery checken.
Bei der Forerunner 165 musst du dafür mehr herumtippen – es funktioniert, aber nicht so elegant.
Gerade im Büro, in der Bahn oder beim Spaziergang mit dem Hund fühlt sich die Vivoactive runder an. Alles ist schnell erreichbar, das System wirkt dynamischer – ganz klar ein Punkt für den Lifestyle.
Akkulaufzeit: beide mit schwächen
AMOLED hat seinen Preis – und der zeigt sich in der Akkulaufzeit. Egal ob Forerunner oder Vivoactive: Wer intensiv trainiert, bekommt spätestens nach drei Tagen den Low-Battery-Hinweis.
In der Theorie hält die Forerunner 165 ein bisschen länger durch – aber im Alltag ist der Unterschied minimal. Vor allem mit Always-On-Display oder GPS sinkt der Pegel rasant.
Heißt für dich: Ladegerät nicht zu weit weglegen. Beide Uhren brauchen regelmäßige Pflege – wer eine Woche ohne Strom auskommen will, ist hier falsch.
Robustheit: kunststoff schlägt metall?
Komisch, aber wahr: Das vermeintlich „günstigere“ Kunststoffgehäuse der Forerunner 165 steckt mehr weg. Kratzer, Stöße, harte Kanten – kaum Spuren.
Die Vivoactive 5 sieht edel aus, ist aber empfindlich. Das Glas ist sanft gewölbt, das Gehäuse schimmert – und sammelt dabei Kratzer schneller als du gucken kannst.
Gerade bei intensivem Outdoor-Training wird die Forerunner zur treueren Begleiterin. Weniger hübsch, aber härter im Nehmen.
Sensorik und rückseite: gleichstand mit fußnote
Hier gibt’s wenig zu sagen – beide Uhren nutzen den gleichen Garmin-Herzfrequenzsensor der neuesten Generation. Auch der Ladeanschluss, die Armbandbreite (20 mm) und die Wechselmechanik sind identisch.
Die Forerunner 165 bringt zusätzlich einen Temperatursensor mit – der aktuell aber kaum genutzt wird. Vielleicht spannend für Sauna-Fans oder Eisbader – aber kein echter Gamechanger.
Kurz: Im Bereich Sensorik herrscht Gleichstand. Entscheidend sind andere Punkte.
Sportfunktionen: standard mit taktischer tiefe
Garmin enttäuscht hier niemanden – beide Modelle bieten Top-Sporttracking mit VO₂max, Trainingsbereitschaft, Erholungszeit, Schlafanalyse und mehr.
Der Unterschied liegt nicht in der Menge, sondern in der Tiefe. Die Forerunner 165 lässt sich besser für strukturierte Workouts einsetzen, vor allem dank Navigation und besserer Bedienlogik im Sportmodus.
Für ambitionierte Läufer:innen oder Triathlet:innen ist sie deshalb klar die bessere Wahl. Die Vivoactive 5 bleibt eine starke Allrounderin – aber eben ohne die taktische Finesse.
Lifestyle-faktor: charmanter alleskönner?
Hier muss man’s einfach sagen: Die Vivoactive 5 ist schöner. Punkt. Sie passt zu jedem Outfit, trägt sich angenehm leicht, sieht modern aus – und fühlt sich im Alltag einfach smarter an.
Auch die kleinen Animationen, die reduzierte Menüführung und das Touch-Fokus-Design machen sie zur eleganteren Wahl. Du trägst sie morgens ins Büro und abends zum Yoga – ohne Wechselgedanken.
Die Forerunner bleibt dabei immer ein bisschen „Trainingsuhr“. Praktisch, ja. Aber eben nicht besonders subtil.
Und jetzt mal ehrlich – wer liefert ab?
Es ist nicht leicht – denn beide Uhren machen vieles richtig. Aber wenn wir uns entscheiden müssten, nehmen wir die Forerunner 165.
Warum? Weil sie im Training einfach mehr kann. Navigation, Tastensteuerung, Robustheit – das sind keine Kleinigkeiten, sondern echte Vorteile, wenn du ernsthaft unterwegs bist.
Die Vivoactive 5 ist wunderschön, komfortabel und alltagstauglich – aber sie bleibt im entscheidenden Moment hinter der Linie stehen. Kein echtes Routing, eingeschränkte Steuerung im Regen, empfindlicher Aufbau.
Klar, im Alltag ist sie verführerisch. Aber wenn’s ernst wird – wenn du draußen unterwegs bist, dich auf deine Uhr verlassen musst, Strecken analysierst oder durch unbekannte Gebiete läufst – dann braucht es mehr.
Und genau das liefert die Forerunner 165. Sie ist nicht schöner, aber klüger. Nicht eleganter, aber fähiger. Und am Ende ist das genau das, was zählt.